Ketogene Ernährung stärkt das Gehirn
Eine ketogene Ernährung bietet viele gesundheitliche Vorteile
Diese Ernährungsform kann bei der Gewichtsreduzierung helfen und bei Diabetes entscheidend helfen.
Außerdem weisen sie Vorzüge bei manchen Gehirnerkrankungen auf.
In diesem Artikel erfahren Sie, welchen Einfluss Low Carb und ketogene Ernährung auf das Gehirn haben.
Was ist eine ketogene Ernährung?
Obwohl es viele Übereinstimmungen zwischen Low Carb und einer ketogenen Ernährung gibt, unterscheiden sie sich doch in einigen wichtigen Punkten.
Ketogene Ernährung:
- Kohlenhydrate werden auf 50 Gramm oder weniger am Tag beschränkt
- Die Proteinaufnahme ist ebenfalls eingeschränkt
- Eines der Hauptziele ist es, die Ketone im Blut zu erhöhen. Ketone können Kohlenhydrate als Energiequelle für das Gehirn teilweise ersetzen
Low Carb Ernährung:
- Die Kohlenhydratzufuhr kann zwischen 25 – 150 Gramm am Tag variieren
- Die Proteinaufnahme wird meist nicht eingeschränkt
- Ketone sind nicht in höherem Maße im Blut vorhanden
Bei einer ketogenen Ernährung sind Ketone die Hauptenergiequelle für den Körper und das Gehirn. Ketone werden in der Leber produziert, wenn der Verzehr von Kohlenhydraten niedrig genug ist.
Bei einer Standard Low Carb Ernährung, ist Glukose die Hauptenergiequelle für das Gehirn. Je nach Menge des Kohlenhydratverzehrs kann die Ketonproduktion höher sein als bei einer Standardernährung wie sie die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) vorschlägt.
Der 130 Gramm Kohlenhydrat Mythos
Vielleicht haben Sie schon einmal die Aussage gehört, dass Ihr Gehirn 130 Gramm an Kohlenhydraten pro Tag braucht, um richtig arbeiten zu können. Dies ist eine der verbreitetesten Mythen über Low Carb Ernährung.
Das „US Institut of Medicine’s Food and Nutrition Board“ erklärt dazu:
„Die minimale Verzehrmenge von Kohlenhydraten ist Null, wenn adäquate Mengen von Protein und Fett verzehrt werden.“
Obwohl eine Null Kohlenhydrat Ernährung nicht empfehlenswert ist, weil sie viele gesunde Nahrungsmittel ausschließt, können Sie definitiv viel weniger als 130 Gramm Kohlenhydrate am Tag verzehren und sich guter Gehirnfunktion erfreuen.
Wie liefert ketogene Ernährung die Energie für Ihr Gehirn?
Gesunde Nahrung mit Früchten und Gemüse
Eine ketogene Ernährung versorgt das Gehirn mit der benötigten Energie durch einen Prozess, der sich Ketogenese oder Glukoneogenese nennt.
Ketogenese
Glukose, der Traubenzucker im Blut, ist normalerweise der hauptsächliche Treibstoff für das Gehirn. Im Gegensatz zu den Muskeln, kann das Gehirn kein Fett nutzen.
Jedoch kann das Gehirn Ketone verarbeiten. Die Leber produziert Ketone aus Fettsäuren, wenn der Glukosespiegel niedrig ist. Dr. Stephen Phinney vergleicht Ketone mit Superbenzin, Kohlenhydrate sind seiner Meinung nach Diesel.
Sobald Sie mehrere Stunden nichts essen, werden bereits Ketone in kleinen Mengen produziert.
Während einer Fastenkur oder bei einem Kohlenhydratverzehr von weniger als 50 Gramm am Tag, steigert die Leber die Ketonproduktion. (1,2)
Wenn Sie Kohlenhydrate minimieren oder völlig weglassen, können Ketone bis zu 70% der Energieversorgung des Gehirns sicherstellen. (3)
Glukoneogenese
Obwohl viele Bereiche des Gehirns Ketone verwerten können, gibt es Regionen, die Glukose für ihre Funktionsfähigkeit benötigen. Bei einer stark kohlenhydratreduzierten Ernährung, kann ein Teil der Glukose aus der Nahrung kommen.
Der Rest wird vom Körper durch einen Vorgang, der Glukoneogenese heißt, selbst produziert. Glukoneogenese bedeutet: „Neue Glukose machen“.
Bei diesem Vorgang stellt die Leber die Glukose für das Gehirn her. Dies geschieht mit Hilfe von Amino-Säuren, den Bausteinen der Proteine.
Weiterhin kann die Leber Glukose aus Glycerin herstellen. Glycerin ist der Stoff, der Fettsäuren zu Triglyceride verbindet (= die Speicherform des Körpers für Fett).
Durch die Gluconeogenese erhält das Gehirn eine ständige Glukosezufuhr, selbst wenn Sie kaum oder keine Kohlenhydrate verzehren.
Ketogene Ernährung und Epilepsie
Epilepsie ist eine Krankheit, die durch Anfälle gekennzeichnet ist. Dabei wird von Perioden mit einer Übererregung des Gehirns ausgegangen.
Die Anfälle verursachen krampfartige Bewegungen und bei Kindern oftmals Bewusstlosigkeit.
Epilepsie ist oft schwer zu behandeln. Es gibt verschiedene Anfallsarten und manche Kinder haben mehrere Episoden am Tag (4).
Obwohl es viele hilfreiche Medikamente gibt, sind diese doch bei 30% der Patienten nicht oder nur eingeschränkt wirksam. Diese Epilepsieart nennt sich pharmakoresistente Epilepsie. (5)
Die ketogene Ernährung wurde 1921 von Dr. Russell Wilder entwickelt, um die medikamentenresistente Epilepsie in Kindern zu behandeln. Bei dieser Ernährungsform erhält der Patient 90% der aufgenommenen Kalorien in Form von Fett. In 50% der Fälle reduzieren sie die Anfälle erheblich, 15% werden komplett anfallsfrei. (6)
Ketogene Ernährungsformen zur Epilepsie Behandlung
Es gibt vier Arten von kohlenhydratreduzierten Ernährungsmethoden, die zur Epilepsie Behandlung eingesetzt werden.
- Klassische Ketogene Diät: 2-4% der Kalorien durch Kohlenhydrate, 6-10% aus Protein und 85-90% durch Fett.
- Modifizierte Atkins Diät: 4-6% der Kalorien durch Kohlenhydrate und meist keine Proteinbeschränkung. Diese Form der Atkins Diät startet mit 10 Gramm Kohlenhydrate am Tag für Kinder und 15 Gramm für Erwachsene. Diese Grenze wird, soweit möglich, schrittweise nach oben erweitert.
- Mittelkettige Triglyceride Diät (MCT Diät): 20% Kohlenhydrate, 10% Protein, 50% Mittelkettige Triglyceride, 20% andere Fette.
- Low Glycemic Index Treatment (LGIT): Beschränkt Kohlenhydrate auf Lebensmittel mit einem Glykämischen Index unter 50. Ca. 20-30% Kalorien aus Protein, 10-20% von Kohlenhydraten und der Rest durch Fett.
Die klassische ketogene Ernährung bei Epilepsie
Die klassische ketogene Diät wurde in verschiedenen Epilepsie Behandlungen eingesetzt und Studien fanden Verbesserungen in mehr als der Hälfte der Patienten (4,6, 7, 8, 9, 10).
Ein Drittel der Kinder, die diese Ernährungsform bekamen, hatten eine Anfallsreduzierung von 90% oder mehr (9).
In einer Studie über drei Monate, hatten die behandelten Kinder eine durchschnittlich 75% Reduzierung der Anfälle (10).
Obwohl die klassische ketogene Ernährung sehr effektiv gegen Anfälle sein kann, sollte sie doch von erfahrenen Neurologen und Ernährungsberater überwacht werden. Die zur Verfügung stehenden Lebensmittel sind limitiert und gerade ältere Kinder oder Erwachsene tun sich oft schwer die Ernährungsregeln einzuhalten (11).
Die modifizierte Atkins Diät bei Epilepsie
In vielen Fällen hat sich die modifizierte Atkins Diät (MAD) fast genauso bewährt, wie die klassische ketogene Diät. Beim Management von Anfällen bei Kindern gab es weniger Nebenwirkungen (12, 13, 14, 15, 16, 17).
In einer randomisierten Studie mit 102 Kindern, hatten 30% der Kinder, die die modifizierte Atkins Diät anwandten, eine mehr als 90% Reduzierung von Anfällen (14).
Obwohl die meisten Studien mit Kindern durchgeführt wurden, hatten einige Erwachsene mit Epilepsie ebenfalls gute Erfahrungen mit dieser Ernährungsform (18, 19, 20).
In einer Analyse von 10 Studien, die die klassische ketogene Ernährung mit der modifizierten Atkins Ernährung verglich, stellte sich heraus, dass die Patienten auf Dauer eher die modifizierten Atkins Diät einhielten (20).
Die mittelkettige Triglyceride Diät bei Epilepsie
Die mittelkettige Triglyceride Diät (MCT Diät) wird seit den 1970 er Jahren angewandt. MCTs sind gesättigte Fette, die in Kokosöl und Palmöl enthalten sind.
Im Gegensatz zu den langkettigen Fetten, können sie schnell Energie liefern und in der Leber in Ketone umgewandelt werden.
Die Eigenschaft von MCT-Öl, die Ketonproduktion mit geringerer Einschränkung der Kohlenhydratmenge zu steigern, hat die MCT Diät sehr populär gemacht (21, 22, 23).
Eine Studie an Kindern ergab, dass die Erfolge der MCT Diät vergleichbar mit denen der klassischen ketogenen Ernährung waren (23).
Die Low-Glycemic Index Behandlung bei Epilepsie
Die Low-Glycemic Index Behandlung (LGIT) ist eine weitere Möglichkeit, Epilepsie Anfälle besser kontrollieren zu können. Dies obwohl sie nur wenig Einfluss auf die Keton Produktion hat (24, 25).
Eine Studie mit 11 Patienten, die der LGIT Ernährung folgten, hatten 8 Patienten eine mehr als 50% Reduktion der Anfälle. 4 davon wurden komplett anfallsfrei (25).
Ketogene Ernährung und Alzheimer
Obwohl es bisher nur wenige Studien zu dem Thema gibt, sieht es doch so aus, dass eine ketogene Ernährung bei Menschen mit Alzheimer hilfreich ist.
Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Es ist eine progressive Krankheit, die wahrscheinlich durch Entzündungen entsteht. Die Annahme, Alzheimer würde durch Plaques entstehen, wurde durch die Nonnenstudie widerlegt. In den Gehirnen der Nonnen fanden sich auch Plaques, obwohl die Nonnen unter keinerlei Demenz litten.
Viele Wissenschaftler bezeichnen Alzheimer als „Typ 3 Diabetes„. Wenn das Gehirn Insulin resistent wird, kann es Glukose nicht mehr richtig verarbeiten. Dies führt auf Dauer zu Entzündungen (26, 27, 28).
Tatsächlich erhöht ein metabolisches Syndrom, (Baustein auf dem Weg zu Typ 2 Diabetes), auch das Risiko an Alzheimer zu erkranken (28, 29).
Experten berichten, dass gewisse Merkmale von Alzheimer mit denen von Epilepsie gleich sind, so zum Beispiel die Reizbarkeit des Gehirns, die zu Anfällen führt (30, 31).
In einer Studie mit 152 Alzheimer Patienten, die MCT für 90 Tage erhielten, hatten diese wesentlich höhere Ketonspiegel und eine signifikante Verbesserung der Gehirnfunktion im Vergleich zur Kontrollgruppe (32).
Studien an Tieren legen nahe, dass eine ketogene Ernährung ein effektiver Weg sein könnte, ein an Alzheimer erkranktes Gehirn mit der optimalen Nahrung zu versorgen (27, 33).
Genau wie bei Epilepsie, kennen die Wissenschaftler auch bei Alzheimer nicht den exakten Mechanismus, der hinter diesem potentiellen Nutzen steckt.
Eine Theorie geht davon aus, dass Ketone das Gehirn schützen, indem sie die reaktiven Sauerstoffspezies (oft als Sauerstoffradikale bezeichnet) verringern. Diese sind Abfallprodukte des Stoffwechsels, die zu Entzündungen führen können (34,35).
Eine andere Theorie lautet, dass eine Ernährung mit viel Fett, inklusive gesättigter Fette, schädliche Proteine reduzieren kann. Diese reichern sich in den Gehirnen von Alzheimer Patienten an (36).
Andere Vorteile für das Gehirn
Auch wenn dafür noch nicht so viele Studien vorliegen, könnte eine ketogene Ernährung noch andere Vorteile für das Gehirn haben:
- Erinnerungsvermögen: Ältere Menschen mit einem Alzheimer Risiko, zeigten durch eine sehr stark kohlenhydratreduzierten Ernährung, bereits nach sechs Wochen, Verbesserungen im Erinnerungsvermögen (37).
- Gehirnfunktion: Bei älteren und adipösen Ratten, führte eine ketogene Ernährung zu einer Verbesserung der Gehirnfunktion (38, 39).
- Angeborener Hyperinsulinismus: Diese Erkrankung geht mit Unterzuckerung einher und kann zu Gehirnschäden führen. Der angeborene Hyperinsulinismus wurde mit einer ketogenen Ernährung erfolgreich behandelt. (40).
- Migräne Kopfschmerzen: Wissenschaftler berichten, dass eine Low Carb oder ketogene Ernährung eine Erleichtung für Migräne Patienten bieten kann. (41, 42).
- Parkinson: In einer kleinen unkontrollierten Studie, hatten fünf von sieben Personen mit Parkinson, nach einer vierwöchigen ketogenen Ernährung, eine 43% Verbesserung bei den Symptomen (43).
- Schädel-Hirn-Trauma: Bei Patienten mit schweren Kopfverletzungen kann hoher Blutzucker die Regeneration behindern. In solchen Fällen konnte durch eine kohlenhydratfreie Nahrung die Versorgung ohne hohen Blutzucker sicher gestellt werden. (44).
Eventuelle Probleme bei einer ketogenen Ernährung
Es gibt gewisse Zustände, bei denen eine Low Carb oder ketogene Ernährung nicht empfehlenswert ist.
Bei gesundheitlichen Beschwerden, sollten Sie mit einem fachkundigen Arzt sprechen, bevor Sie eine ketogene Ernährung beginnen. Vergewissern Sie sich jedoch, ob sich jener Arzt im Bereich Ernährung tatsächlich auskennt. Manche Ärzte kennen nicht den Unterschied zwischen Ketose und Ketoazidose!
Nebenwirkungen einer ketogenen Ernährung
Menschen reagieren auf eine ketogene Ernährung auf verschiedene Art und Weise. Hier eine Auflistung von einigen wenigen möglichen Nebenwirkungen:
- Erhöhte Cholesterinwerte: Bei Erwachsenen können die Cholesterinwerte steigen, bei Kinder können Cholesterin und Triglyzeride steigen. Oft ist dies nur ein temporärer Effekt, der die Herzgesundheit anscheinend nicht beeinflusst (45, 46, 47).
- Nierensteine: Dies ist selten, ist aber bei einigen Kindern aufgetreten, die aufgrund ihrer Epilepsie, eine ketogene Diät erhielten. Normalerweise werden diese mit Kaliumcitrat behandelt (48).
- Verstopfung: Dies passiert häufig bei einer ketogenen Ernährung. Ein Behandlungszentrum berichtete, dass 65% der Kinder an Verstopfung litten (48). Dies ist in der Regel mit einer Ernährungskorrektur leicht zu beheben. Hier ist z. B. das Low Carb Vital Brot bestens geeignet.
[Box]Fazit: Eine ketogene Ernährung ist für die meisten Menschen sicher, aber eventuell nicht für alle. Manche haben Nebenwirkungen, diese sind meist nur temporär. [/box]
Tipps für eine Ernährungsumstellung
Möglicherweise stellen Sie während einer Ernährungsumstellung zu einer Low Carb oder ketogenen Ernährung ein paar unerwünschte Effekte fest.
Es können Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schwindel auftreten. Diese Symptome sind auch als „Keto Grippe“ oder Low Carb Grippe“ bekannt.
Hier ein paar Tipps, für die Umstellungsphase:
- Stellen Sie sicher, genug zu Trinken: Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Damit kompensieren Sie den Wasserverlust, der oft in der Erstphase einer Ketose auftritt
- Essen Sie mehr Salz: Mindestens 1-2 Gramm Salz zusätzlich pro Tag sind nötig, um die Menge zu ersetzen, die Sie über den Urin verlieren, sobald Sie Kohlenhydrate verringern. Trinken Sie Brühe, dadurch gleichen Sie den erhöhten Salz- und Flüssigkeitsbedarf aus.
- Nehmen Sie Nahrungsergänzungsmittel mit Kalium und Magnesium: Essen Sie Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil an Kalium und Magnesium haben. Dies schützt vor Muskelkrämpfen. Ideal sind Avocado, griechischer Joghurt (10% Fett), Tomaten, unreife Bananen und Fisch.
- Beschränken Sie körperliche Aktivitäten: Verzichten Sie für mindestens eine Woche auf übermäßige Anstrengungen. Es kann eine gewisse Zeit dauern, bis Sie komplett an die Ernährung (keto-adaptiert) angepasst sind. Übernehmen Sie sich nicht.
Eine ketogene Ernährung bietet viele gesundheitliche Vorteile
Nach den vorliegenden Beweisen, kann eine ketogene Ernährung große Vorteile für das Gehirn bieten.
Der größte Vorteil liegt in der Behandlung von sogenannten medikamteresistenten Kindern.
Weiterhin gibt es Hinweise, dass eine ketogene Ernährung die Symptome von Alzheimer und Parkinson reduzieren kann. Neue Untersuchungen befassen sich mit den Auswirkungen bei weiteren Gehirnproblemen.
Darüber hinaus, zeigen viele Studien, dass eine Low Carb oder ketogene Ernährung zu erheblichen Gewichtsverlust führt und helfen kann, Diabetes zu behandeln.
Es ist keine Ernährungsform für jedermann, kann aber unglaubliche Vorteile für eine große Anzahl von Menschen haben.
Quelle: https://authoritynutrition.com/low-carb-ketogenic-diet-brain/
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